Stand-Up-Paddling im Winter bietet traumhafte Naturerlebnisse vom Wasser aus. Im Winter auf Tour zu gehen ist ein außergewöhnliches Erlebnis.
Klare Luft, fast unheimliche Stille und die Gewissheit, fernab von jedem Massentreiben die Natur zu erleben, belohnen den Paddler. Die Eiskristalle glitzern, die blattlosen Äste ragen ins Wasser und die Ruhe lädt zum Entspannen ein.
Auf den ersten Blick scheint es recht ungewöhnlich bei der kalten Jahreszeit auf das noch kältere Nass zu gehen. Doch der Paddler wird beim Winterpaddeln mit atemberaubenden Einblicken in die winterlich stille Natur belohnt.
Was brauche ich nun um Winterpaddler zu werden? Zuerst einmal die richtige Bekleidung!
Kleidung während der Winter-Paddeltour
In warme Sachen eingepackt ist die Kälte kein Problem. Das gute alte Zwiebelprinzip ist beim Paddeln sehr zu empfehlen.
Die Auswahl Ihrer Bekleidung, die Anzahl der Schichten, beziehungsweise die Dicke Ihrer Bekleidung sollte dabei immer aktuell an die Wassertemperatur angepasst werden, gemäß dem eingängigen Sicherheitsspruch: „Dress for water, not for air“.
Als Basisschicht auf dem Körper eignet sich hervorragend Polartec-Material. Leicht, atmungsaktiv, warm und schnell trocknend sorgt es für gutes Körperklima. Darüber gerne eine oder mehrere Wärmeschichten, z.B. aus Fleece. Lange Fleeceunterwäsche, Fleece-Pullover und Thermosocken sind nicht nur kuschelig, sondern halten sie während der Tour warm. Darüber sollten sie unbedingt wasserdichte Kleidung (entweder einen Trockenanzug oder eine Kombination aus Trockenhose und einer Paddeljacke) mit dichten Abschlüssen an Armen und Hals sowie Schuhe mit fester Sohle tragen.
Die preisgünstigere Alternative zum Trockenanzug ist ein spezieller dickerer Winter-Neopren (Long-John) in Kombination mit einer guten Paddeljacke mit dichten Abschlüssen an Armen und Hals. Unter den Neopren jedoch nicht fälschlicherweise eine lange Unterhose ziehen, da dies die Wirkweise des Neopren behindert, die daraus besteht, dass sich im Fall einer Kenterung eine dünne, warme Wasserschicht zwischen Körper und Neopren bildet!
Die Füße nicht vergessen! Da die Beine beim Paddeln meist weniger gebraucht werden, dementsprechend weniger durchblutet und somit gewärmt werden, wird es schnell kalt an den Füßen. Da helfen dicke Socken aus Neopren in festen (Neopren-)Schuhen. Wählen Sie die Schuhe so groß, dass die dicken Socken darin noch Platz haben!
Denken Sie bei Kälte auch an Ihre Ohren und Hände! Am besten eignet sich eine winddichte Fleece-Mütze, oder eine Neopren-Mütze, die Sie weit in die Stirn und über die Ohren ziehen können. Denken Sie im Wildwasser daran den Helm in seiner Größe anzupassen, damit die jeweilige Mütze darunter passt!
Damit sich die Hände nicht schon nach zwei Minuten wie Eiszapfen anfühlen gibt es im Fachhandel eine große Auswahl an Paddelhandschuhen oder Paddelpfötchen. Leicht und dünn oder aufwendig und komfortabel. Es gibt sie aus Neopren oder Nylon, mit und ohne Fleecefutter. Da muss jeder für sich das Richtige finden. An sonnigen Tagen ist auch im Winter eine Sonnenbrille empfehlenswert, da die weiße Landschaft und auch das glitzernde Gewässer stark blenden können.
Schwimmweste angelegt und los geht`s. Bei Wassertemperaturen unter 15 Grad Celsius darf auf eine Schwimmweste nie verzichtet werden. Egal ob man ein guter oder ein schlechter Schwimmer ist, ob man sportlich oder unsportlich, trainiert oder untrainiert, größer, kleiner, dünner oder korpulenter ist, bei allen Menschen ruft der plötzliche Kontakt mit kaltem Wasser (unter 15 Grad Celsius) körperlichen Reaktionen hervor. Die erste körperliche Reaktion nach dem Sturz in kaltes Wasser ist: Anstieg von Puls und Blutdruck, unkontrollierte Atmung und Bewegung. Danach folgt dann durch den anhaltenden Aufenthalt im kalten Wasser, dass die Blutbahnen sich in den Extremitäten zusammenziehen, um die Körpertemperatur aufrecht zu erhalten. Dies bewirkt jedoch auch, dass man dadurch die Fähigkeit verliert die Muskeln in den Extremitäten kontrolliert zu bewegen, also auch Schwimmbewegungen erschwert sind. Dies wird immer schwieriger, je länger man sich im kalten Wasser aufhält, d.h. man kann sich immer schwerer über Wasser halten. Ohne Schwimmweste wird es dem „Schwimmer“ schon nach circa einer halben Stunde Aufenthalt im kalten Wasser nicht mehr möglich sein sich über Wasser zu halten!
Deshalb darf man auf die Schwimmweste, gerade bei eisigen Wasser- und Lufttemperaturen, auf keinen Fall verzichten!
Verpflegung
Beim Paddeltouren im Winter sollte auch an die Verpflegung gedacht werden. Bei einer Pause kann man sich mit kleinen in der Hosentasche mitgeführten Snacks verpflegen. Beachten sie, dass viele Gaststätten entlang der Paddelstrecken in den Wintermonaten geschlossen haben! Heißgetränke und eine warme Suppe sorgen aber bei den geöffneten Gaststätten für ein wohlig warmes Gefühl am Ende der Fahrt. Auf Alkohol sollte auch in der kalten Jahreszeit während der Paddeltour verzichtet werden, da Alkohol den Körper zusätzlich auskühlt und nicht wärmt, wie man fälschlicherweise oft denkt!
Fahrtenplanung
Paddeltouren sind zur eigenen Sicherheit das ganze Jahr über sorgfältig im Voraus zu planen. Hierbei helfen Gewässerkarten, die Flussführer des DKV und z.B. die APP canua. Im Winter ist eine sorgfältige Planung wegen der schwierigeren äußeren Bedingungen noch wichtiger, um sicher unterwegs zu sein!
Die Überlegung der Route und die Dauer, sowie auch der Abruf der tagesaktuellen Verhältnisse des Gewässers können dann lebenswichtig sein.
Am sichersten sind Sie beim Paddeln im Winter auf Gewässern unterwegs, die Sie gut kennen. Die Erkundung Ihnen unbekannter Gewässer sollten Sie sicherheitshalber eher in der wärmeren Jahreszeit durchführen.
Da die meisten Flüsse im Winter nur wenig befahren werden, ergibt sich kaum die Möglichkeit nach dem Weg zu fragen. Auch deswegen ist eine gute Tourenplanung noch wichtiger als sonst. Es ist deshalb sinnvoll eine spritzwassergeschützte Tourenkarte mitzuführen!
Paddeln Sie aus Sicherheitsgründen nicht alleine, sondern in der Gruppe mit anderen erfahrenen Paddlern.
Planen Sie die Strecke nach dem Können und der Fitness des schwächsten Mitglieds ihrer Gruppe.
Erkundigen Sie sich vor Beginn Ihrer Tour nach den tagesaktuellen Verhältnissen auf dem geplanten Gewässer. Wichtige Seiten sind hier Elwis (www.elwis.de) und die Hochwasserzentralen (www.hochwasserzentralen.de).
Beim Paddeln im Winter ist es auch besonders wichtig, die Wetterlage gut im Blick zu haben. Erkundigen Sie sich deshalb z.B. beim Deutschen Wetterdienst über die aktuelle Wettervorhersage (z.B. auch über die App Warnwetter vom Deutschen Wetterdienst)
Beziehen Sie den frühen Einbruch der Dunkelheit in der Winterzeit in Ihre Planung mit ein!
Die empfehlenswerte Dauer einer Paddeltour im Winter ist eine etwa 1- bis 2-stündige Tour.
Bei eisigen Temperaturen und frostigen Nächten können Gewässer ganz oder teilweise zufrieren, was die Befahrung gefährlicher, oder auch unmöglich machen kann.
Außerdem kann es in den Wintermonaten zu erhöhten Wasserständen oder Hochwasser kommen. Erhöhte Wasserstände können weitreichende Auswirkungen auf das Gewässer haben, die die Befahrung riskanter werden lässt: stärkere Strömung, Baum- und Strauchhindernisse im Fluss, Durchfahrten unter Brücken können erschwert oder sogar unmöglich sein, erschwerter Ein, und -Ausstieg, usw..
Planen Sie immer mit ein, bei auftretenden Problemen die Fahrt abzubrechen. Es ist empfehlenswert in der Planungsphase sich im Streckenverlauf vorab schon mal Orte mit passender Infrastruktur zu merken, die für eine Verkürzung der Strecke sinnvoll sind (Brücken, Gewässer verläuft an dieser Stelle in der Nähe einer Straße, Gaststätte, Ortschaft, etc.).
Ausrüstung während Ihrer winterlichen Paddeltour
Auch im Winter kann es immer passieren, dass man ins Wasser fällt. Damit man falls nötig schnell aus der kalten, nassen Kleidung rauskommt und frische, trockene Kleidungsstücke zur Verfügung hat, ist ein wasserdichter Beutel mit Wechselklamotten sehr empfehlenswert (zumindest im Auto, Vereinshaus oder als wasserdichter Rucksack). Weitere Ausrüstungsgegenstände sind sinnvoll: Ein wasserdicht verpacktes Handy (am besten schnell greifbar in der Schwimmweste platziert), ein wasserdicht verpacktes Notfall-Set (am besten ebenfalls im Boot hinter dem Sitz) bestehend aus Erste-Hilfe-Material, wasserfesten Streichhölzern, eine kleine Taschenlampe und dem „Notfall-Groschen“).
Bevor es aufs Wasser geht
Geben Sie vor Beginn der Fahrt Ihren Angehörigen (oder einer Vertrauensperson) Informationen über Ihre Tour: Welches Gewässer Sie paddeln, wo Ein- und Ausstieg geplant sind sowie der geplante Zeitpunkt der Rückkehr. Laden Sie den Akku Ihres Handys auf und teilen Sie ebenfalls mit, über welche Handynummer Sie im Notfall erreichbar sind.
Machen Sie bevor es aufs Wasser geht einen „PartnerCheck“: Fühlen sich alle Mitpaddler fit? Hat jeder sein Sicherheitsequipment dabei? Machen Sie eine Gruppeneinteilung: wer paddelt voraus, wer in der Mitte, wer macht das „Schlusslicht“? Besprechen Sie vor der Fahrt noch einmal die allgemeinen Handzeichen (www.kanu.de/home/freizeitsport/sicherheit/signale).
Und dann kann es endlich aufs Wasser gehen und mit Sicherheit haben Sie nun viel Spaß beim Winterpaddeln!
Gez. Christine Höfner